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Tamar

(2. Samuel, Kapitel 13)

Hallo, ich bin Tamar. Ich möchte meine Geschichte erzählen. Dabei denke ich an alle Mädchen und Frauen, die vergewaltigt oder missbraucht worden sind. Oft ist es ein Verwandter gewesen: Vater, Onkel oder Bruder - wie bei mir.

Ich bin eine Tochter von König David. Mein Vater hat mehrere Frauen und viele Kinder. Ein Halbbruder von mir, Amnon, hat sich in mich verliebt. Ich war ein junges Mädchen. Amnon wollte mich unbedingt haben. Aber er hat sich nicht zu fragen getraut, ob er mich heiraten darf. Deswegen hat er sich einen Trick überlegt. Er hat so getan, als ob er krank sei. Unser Vater David hat ihn besucht. Amnon hat den Vater gebeten, mich zu ihm zu schicken, um ihn zu pflegen. Ich habe das Essen für ihn zubereitet. Ich habe gespürt, wie Amnons Blicke mich verfolgten. Schließlich hat er alle Diener aus dem Haus geschickt. Er hat gesagt, ich soll mich zu ihm ins Bett legen. Ich wollte das nicht und habe mich gewehrt. Aber das hat nichts genützt. Amnon war viel stärker als ich. Er hat mich vergewaltigt. Danach wollte er mich nicht mehr haben. Er hat mich weggeschickt.

Ich hatte furchtbare Schmerzen - körperliche Schmerzen und seelische Schmerzen. Aber ich konnte mit niemandem sprechen. Niemand sollte es erfahren. Denn es war eine große Schande für die ganze Familie. Deshalb habe ich geschwiegen, geschwiegen, geschwiegen. Das Schweigen hat mich einsam gemacht. Ich war innerlich wie versteinert.

Ich weiß heute: Es gibt viele, die Ähnliches erlebt haben. Wer hört ihnen zu? Wer versteht sie? Wer hilft ihnen, damit sie trotz ihrer tiefen Verletzungen leben können?

Die Autorin: Pfarrerin Annemarie Ritter, Bayreuth

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